Stockhausen

Stockhausen
Stọckhausen,
 
1) Hans Gottfried von, Glasmaler, * Trendelburg 12. 5. 1920; schuf Glasfenster für zahlreiche Profanbauten und Kirchen, u. a. für die Münster in Konstanz und Ulm, für die Marienkirche in Lübeck sowie für die Liebfrauenkirche in Koblenz (vollendet 1992).
 
 2) Julius, Sänger (Bariton) und Gesangspädagoge, * Paris 22. 7. 1826, ✝ Frankfurt am Main 22. 9. 1906; studierte u. a. bei M. García, wurde v. a. als Konzert- und Liedsänger (J. Brahms) bekannt. 1862-67 leitete er die Philharmonischen Konzerte und die Singakademie in Hamburg, 1874-78 den Stern'schen Gesangverein in Berlin, 1878 wurde er an das Hoch'sche Konservatorium in Frankfurt am Main berufen. Er verfasste eine »Gesangsunterrichtsmethode« (2 Bände, 1886-87).
 
 3) Karlheinz, Komponist, * Mödrath (heute zu Kerpen) 22. 8. 1928; studierte in Köln bei H. Schroeder und F. Martin, in Paris bei O. Messiaen, wurde 1953 unter H. Eimert Mitarbeiter des Studios für elektronische Musik beim WDR in Köln und 1963 dessen künstlerischer Leiter. 1963-68 leitete er die von ihm gegründeten Kölner Kurse für Neue Musik und lehrte 1971-77 als Professor für Komposition an der Kölner Musikhochschule.
 
Stockhausen ist der führende deutsche Komponist seiner Generation. Er hat die Entwicklung der Musik nach 1950 maßgeblich bestimmt und entscheidende Anstöße zu neuen ästhetischen und kompositionstechnischen Orientierungen gegeben. Ausgehend von Werken Messiaens und A. Weberns gelangte er 1952 zu streng seriellen, ab 1955 zu flexibel seriellen »Gruppen«-Kompositionen sowie zu exemplarischen Versuchen elektronischer Musik. Einen Umschlag zu neuer Freiheit zeigen die Werke der aleatorischen Phase in den späten 50er-Jahren. Seit den 60er-Jahren wird Stockhausens Produktion primär von spirituellen Intentionen getragen, die auf eine Bewusstseinsveränderung bei Spielern und Hörern abzielen. Strukturell arbeitet er mit grundlegenden, alle Aspekte des Werkes bestimmenden Formeln, teilweise auch mit bloßen verbalen Anweisungen. Modulation und Transformation durch technische Apparaturen (Lautsprecher, Synthesizer, Computer) sowie eine genau kalkulierte optische Komponente (Gestik, Bewegung, Kostüme, Farbe, Raumanordnung) spielen eine wichtige Rolle. Monatelange minutiöse Probenarbeit und intensiver Austausch mit den Mitwirkenden sind für Stockhausen, der die Realisation seiner Werke fast immer selbst übernimmt, konstitutive Elemente des Komponiervorgangs.
 
Werke: »Kontra-Punkte« für 10 Instrumente (1952/53); Klavierstücke I-IV (1952-53); elektronische Musik »Studie I« und »Studie II« (1953 und 1954); Klavierstücke V-X (1954-55, IX und X beendet 1961); »Zeitmaße« für 5 Holzbläser (1955-56); »Gruppen für 3 Orchester« (1955-57); Klavierstück XI (1956); elektronische Musik »Gesang der Jünglinge« (1955-56); »Zyklus« für einen Schlagzeuger (1959); »Carré« für 4 Orchester und Chöre (1959-60); »Refrain« für 3 Spieler (1959); »Kontakte« für elektronische Klänge (1959-60); »Momente« für Sopran, 4 Chorgruppen und 13 Instrumentalisten (1962-64); »Mikrophonie I« für Tamtam, 2 Mikrofone, 2 Filter und Regler (1964); »Mikrophonie II« für Chor, Hammondorgel und 4 Ringmodulatoren (1965); elektronische Musik »Telemusik« (1966); elektronische und konkrete Musik »Hymnen« (1966-67); »Kurzwellen« für 6 Spieler (1968); »Aus den sieben Tagen«, 15 Kompositionen für Ensemble (1968); »Mantra« für 2 Pianisten (1970); Parkmusik »Sternklang« für 5 Gruppen (1971); »Inori«, Anbetungen für 1 oder 2 Solisten und Orchester (1973-74); »Musik im Bauch« für 6 Schlagzeuger und Spieluhren (1975); »Harlekin« für Klarinette (1975); »Sirius«, elektronische Musik für Trompete, Sopran, Bassklarinette, Bass (1975-77); »Jubiläum« für Orchester (1977); »Der Jahreslauf« für Tänzer und Orchester (1977); aus dem siebenteilig geplanten Opernzyklus »Licht«: »Donnerstag« (1981); »Samstag« (1984); »Montag« (1988); »Dienstag« (1993); »Freitag« (1996); Klavierstück XVI (1997, für Klavier und Tonband).
 
Ausgabe: Texte, herausgegeben von D. Schnebel, 6 Bände (1963-89).
 
 
K. H. Wörner: K. S. Werk u. Wollen 1950-1962 (1963);
 W. Krüger: Allmacht u. Ohnmacht in der Neuesten Musik. K. S. (Neuausg. 1974);
 
K. S. Wie die Zeit verging. .., hg. v. H.-K. Metzger u. a. (1981);
 M. Kurtz: S. Eine Biogr. (1988);
 R. Maconie: The works of K. S. (Oxford 21990);
 H. Conen: Formel-Komposition. Zu K. S.s Musik der siebziger Jahre (1991);
 R. Frisius: K. S., auf 2 Bde. ber. (1996 ff.).

Universal-Lexikon. 2012.

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